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Von der Rolle

Zwischen Audrey Hepburn und Anne Hathaway

Als Anne Hathaway in dem Film “2 an einem Tag” als die neue Audrey Hepburn bezeichnet wurde, brachte das nicht nur Zustimmung. Es hieß, Anne wäre die erste Schauspielerin, die Scheu und Glamour ebenso verkörpern würde wie Audrey, gleichzeitig sagten viele, sie wäre eine absolute Fehlbesetzung.

Audrey Hepburn Double von hinten

Die Rolle Deines Lebens: Muttersein in einer Welt voller Vergleiche

 Man kann diesen Vergleich von mehreren Seiten betrachten. Zum einen kann es natürlich ein Kompliment an die Schauspielerin sein, mit solch einer Ausnahmeerscheinung verglichen zu werden. Zum anderen bedeutet das für ihre Schauspiel-Kolleginnen automatisch, dass sie diesen Status nicht erreicht haben und wohl schlechter sind als Anne. Es kann außerdem für Hathaway bedeuten, dass sie nur genauso gut ist, wie eine bereits dagewesene Hollywood-Größe - aber keinesfalls noch größer.

 

Authentisch als Mutter: Eine Reise zu Selbstakzeptanz und Selbstbestimmung

Sich mit jemandem zu vergleichen oder in der Öffentlichkeit verglichen zu werden, ist immer schwierig. Natürlich haben wir alle Vorbilder und vielleicht ist Audrey Hepburn tatsächlich Anne Hathaways größtes Vorbild. Vielleicht hat sie auf diesen Moment hingearbeitet und sich genauso präsentiert, wie sie es sich bei ihrem Idol abgeschaut hat. Vielleicht hätte sie in ihrem Leben gerne andere Rollen angenommen oder sich ganz anders entwickelt, wenn es Audrey nie gegeben hätte. Vielleicht ist sie sich auch immer treu geblieben und konnte nur deshalb eine so wahnsinnig beliebte Schauspielerin werden und es hatte null mit anderen Vorbildern zu tun.

 

Warum rede ich hier so viel von Audrey und Anne und Schauspiel? Sattel ich jetzt um: von Coach für Mütter zum Coach für Schauspielerinnen? Nein, ganz und gar nicht. Und das Thema hat mehr mit Dir als Mutter zu tun, als Du vielleicht denkst.

 

Die eigene Rolle finden: Eine Ode an die Einzigartigkeit des Mutterseins

Als Mutter übernimmst Du auch eine Rolle, die gesellschaftlich von Dir erwartet wird und die Du von Dir selbst erwartest. Und ohne es zu wollen oder bewusst zu entscheiden, vergleichst Du Dich dabei auch mit anderen Rollen. Denen in Deinem Umfeld, dem Deiner eigenen Mutter, der in den sozialen Medien. Du hast vielleicht ein Vorbild, dem Du nacheiferst.

 

Was wir oft dabei vergessen: wir haben alle verschiedene Voraussetzungen und können uns eigentlich mit niemandem vergleichen - nicht mal mit unserer Zwillingsschwester, sofern wir eine haben. Unsere Nebendarsteller sind einfach ganz anders!

 

Als Beispiel: Ich wollte für meine Kinder immer mindestens den gleichen Standard haben, wie ich es als Kind gewohnt war. Das bedeutet z.B. einmal im Jahr für 2 Wochen nach Italien, schön Campingurlaub machen. Leider wohnte ich aber nicht mehr in Baden Württemberg, sondern hatte jetzt eine Patchwork-Familie in Berlin. Mit einem Mann, der fast 2 Meter groß ist und Camping-Schlafplätze deswegen relativ uncool findet - vor allem für 2 Wochen. Es hat mich unglücklich gemacht, dass wir das nie gemacht haben, obwohl wir andere schöne Urlaube gemacht haben.

 

Campingurlaub in Italien

Irgendwann saß ich am Küchentisch bei meinen Eltern und hatte eine Art Erleuchtung. Meine Eltern hatten im Gegensatz zu mir nur 2 Kinder + meine Patchwork-Schwester. Sie waren nie weit weggezogen, hatten Freundinnen, Eltern, Geschwister im direkten Umfeld. Ich war Mama in einer Patchworkfamilie mit 4 Kindern, lebte weit weg von meinem sozialen Umfeld und hatte einen Mann, der anders war als mein Vater. Wie zur Hölle sollte ich da meinen eigenen Kindern die gleiche Kindheit bewerkstelligen wie ich sie selbst hatte. Und: wollen meine Kinder das überhaupt? Diese Frage löste den Knoten komplett. Meine Kinder waren nicht wie ich und mein Bruder. Sie hatten andere Interessen, Vorlieben und Freizeitvorstellungen. Diese Gedanken sprengten eine zentnerschwere Last von meinen Schultern. Ich war richtig glücklich und befreit, als ich das begriff und musste über mich selber lachen, weil das so absurd war. So simpel. Wie konnte ich jahrelang diesem Bild von der perfekten Familie nachjagen, wenn die Familie meiner Kindheit so grundlegend anders war als die Familie, die ich selbst gründete? 

 

Der Weg zur eigenen Rolle: Warum Selbstreflexion der Schlüssel zum authentischen Muttersein ist

 Aber so wie es mir damals ging, geht es vielen Frauen. Und ich habe den Eindruck, durch Social Media wird dieses Gefühl auch noch verstärkt. Wir bekommen ständig gezeigt, dass wir uns nur ein bisschen besser organisieren müssen, ein bisschen mehr Struktur da, ein bisschen früher aufstehen, ein bisschen Meditation und dann läuft alles wie am Schnürchen. Und wenn es das nicht tut, dann machst Du eben was falsch. Dann noch das ganze direkte Umfeld in Kita, Schule und sogar an der Kasse im Supermarkt. Überall spielt uns jemand vor, wie eine perfekte Mutter sein sollte. Oder uns gibt jemand ungefragt Regieanweisungen, damit wir unsere Rolle noch besser spielen können. So, wie die sich das vorstellen. Aber weißt Du was? Deine Mutterrolle kann nur von Dir perfekt gespielt werden. Und perfekt bedeutet in diesem Fall authentisch und mit Herz. Du kannst nicht sein wie die Kita-Mama, die immer perfekt gestylt und fröhlich an Dir vorbei huscht. Auch nicht wie die Influencer-Mom, der Du folgst. Diese Rollen sind schon besetzt und Du darfst ganz und gar Deine eigene finden. Klar kannst Du Vorbilder haben - aber vergleichen kannst Du Dich nicht mit ihnen.

 

Die gestylte Mama bewundert Dich vielleicht dafür, dass Du ungeschminkt aus dem Haus gehen kannst, weil sie das nicht schafft. Und die Influencer-Mom ist in einer Zwickmühle, weil sie mittlerweile eigentlich ganz anderen Content liefern möchte, ihre Zielgruppe aber nicht enttäuschen will.

 

Die einzige Person, mit der Du Dich vergleichen kannst, das ist Dein Vergangenheits-Ich. Wie Du Dich entwickelt hast, was Du dazugelernt hast. Die Rolle Deines Lebens, als Frau und als Mutter, die ist Dir auf den Leib geschneidert. Du kannst sie frei gestalten. Du kennst Deine Nebenschauplätze und Deine Nebendarsteller:innen. Du führst Regie und bestimmst maßgeblich die Drehorte mit. Egal welche Vorbilder Du hast, Deine eigene Rolle kann nur echt und mit Herz von Dir selbst gespielt werden.

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